André Sornay (1902-2000) wurde in Lyon geboren. Bereits 1919 übernimmt er nach dem frühen Tod seines Vaters den in der Möbelherstellung aktiven Familienbetrieb. Der talentierte Zeichner und Student an der Ecole des Beaux Arts in Lyon beendet als Achtzehnjähriger die Produktion an Stilmöbeln, um eigene Visionen einer Möbellinie umzusetzen.
Es sind geradlinige, reduzierte, avantgardistische Entwürfe. Positive Kritiken auf der Möbelausstellung 1922 in Lyon bestätigen Sornay in seinem innovativen Stil. Es folgen weitere Ausstellungen, die Zusammenarbeit mit Lyoner Künstlern und Architekten sowie die Teilnahme an der „Exposition internationale des arts décoratifs et industriels modernes de Paris“ im Pavillon von Tony Garnier (1925). Über Sornays Freundeskreis werden Einflüsse der internationalen Avantgarde wie des Finnen Alvar Aalto und des Ungars Marcel Breuer in sein Umfeld getragen.
Auf der Suche nach kostengünstigeren Produktionsmethoden im Zuge der Weltwirtschaftskrise erfindet Sornay die Technik der „Cloutage“, die er 1932 zum Patent anmeldet. Sie wird zu seinem unverkennbaren Markenzeichen. Filigrane Bänder von Metallstiften fixieren feine Lagen von Sperrholzschichten und Furnieren auf einem soliden, tragenden Massivholzrahmen. Die kleinen Nägel (französisch: „clous“) aus Kupfer, Messing, Eisen oder Aluminium erfüllen nicht nur ihren technischen Zweck, sie werden gleichzeitig zum Dekor des Möbelstücks. Sornay schafft mit der „Cloutage“ eine designgeschichtlich bemerkenswerte Kombination aus Funktion und Ästhetik. Neben lokalen und exotischen Holzarten kam auch gebeiztes Sperrholz zum Einsatz, oftmals im Farbton Palisander.
Sornay produzierte zu dieser Zeit sowohl Einzelstücke als auch kleine Serien. Er bewegte sich damit zwischen Jacques-Emile Ruhlmann, der das Luxussegment bediente und Maurice Dufrène, der für die breite Bevölkerung produzierte. 1937 wird A. Sornay auf der Pariser Ausstellung „Exposition internationale des arts et techniques dans la vie moderne“ mit der Bronzemedaille für sein „Bureau personnel“ in der Cloutage-Technik ausgezeichnet.
Als Folge des Krieges erschöpfen sich viele Materialien. Nach einer für Sornay schwierigen Zeit beginnt er in den 1950er Jahren mit einer Neuausrichtung auf Möbelsysteme in der „Tigette“-Technik. Die vollständig demontierbaren Möbelstücke funktionierten nach dem Baukastensystem und können als Vorläufer von IKEA betrachtet werden. Mit der operativen Übernahme des Geschäfts durch Sornays Kinder Annie und Jean-Claude ab Mitte der 1960er Jahre übte Sornay noch beratende Funktion aus. Sornay Meubles wurde zum industriellen Produzenten mit grossen Stückzahlen und lieferte u.a. Sideboards und Schränke für den öffentlichen Sektor. 1999 wurde die Firma geschlossen.
Literatur: Marcelpoil, A., Béras Sornay A., Lassalle, O.: signé sornay. Editions Galerie Alain Marcelpoil, 2010.